Lernen ist erlernt –Überlegungen zu einem erziehungswissenschaftlichen Lernbegriff
Ein erziehungswissenschaftlicher Lernbegriff soll Lernen als ein Phänomen so erfassen, dass „Lernen“ als Begriff anschlussfähig ist an die erziehungswissenschaftliche Diskussion. Der erziehungswissenschaftliche Begriff „Lernen“ muss Lernen als Phänomen von anderen Phänomenen unterscheiden können, vor allem von „Leben“.
Lernen kann verstanden werden als eine Möglichkeit, sich zu sich selbst und zu seiner Umwelt zu verhalten. Lernen ist in diesem Sinne eine Verhaltensweise, die bewusst eingenommen werden kann und die sich von anderen Verhaltensweisen – wie spielen, forschen, sich dem Augenblick hingeben usw. – unterscheidet. Diese Verhaltensmöglichkeit wird nicht als anthropologische Bestimmung des Menschen unterstellt sondern als Ergebnis eines kollektiven Lernprozesses in der Geschichte der Menschheit. Individuell wird dieser Lernprozess von Kindern nachvollzogen, indem sie lernen, zwischen den verschiedenen Verhaltensmöglichkeiten zu unterscheiden, das heißt vor allem, zwischen Handlung und deren Bedeutung.
Scholz,Gerold (2019): Moritz. Anmerkungen zu einer Lerntheorie. In: Knapp,Claudia/Schneider, Katharina (Hrsg.): Moritz und die Flasche. Zum Dialog eines jungen Kindes mit Kultur. Weimar: Verlag das netz, S. 109-130.
